Hier unsere Stellungnahme zur Privatisierung der Spitäler:
Nein zur schleichenden Privatisierung der Spitäler
Ausgerechnet im Gesundheitswesen klagen immer mehr Angestellte über ständige Überlastung, mehr Stress und entsprechende Krankheitssymptome. In vielen Spitälern arbeitet das Personal in einem „permanenten Ausnahmezustand“, erklärt der für zwei Spitäler zuständige Arbeitsmediziner Michael Trippel. In vielen Spitälern wird zudem die gesetzlich vorgeschriebene Höchstarbeitszeit von 50 Stunden nicht eingehalten. Der Direktor des Spitalverbandes H+ will deshalb diese gesetzliche Höchstarbeitszeit insbesondere für Ärzte aufweichen.
Ist es nicht absurd, dass heute ausgerechnet in den Spitälern ungesunde, belastende oder sogar ungesetzliche Arbeitsbedingungen herrschen? Letztlich muss sich das auch auf die Qualität der Arbeit und den Umgang mit den PatientInnen auswirken. Dies hat nicht nur mit dem Mangel an qualifiziertem Personal zu tun, sondern auch mit der „Ökonomisierung“ des Gesundheitswesens. Seit ca. 10 Jahren versucht man das Produktionssystem von Toyota, das auch mit den Stichworten „Kaizen“ oder „Lean Management“ verbunden wird, auf das Gesundheitswesen anzuwenden. Schon allein das ist sehr fragwürdig: Wie kann man ein Rationalisierungssystem, das von Toyota für die Automobilindustrie entwickelt wurde, auf Spitäler anwenden, wo es doch vor allem auch um den Umgang mit Menschen geht, d.h. um viel mehr als der Herstellung und Montage von Autoteilen?
Natürlich findet Rationalisierung auch in den öffentlichen Spitälern statt. Aber die Ökonomisierung des Gesundheitssektors hat vor allem damit zu tun, dass er heute teilweise privatisiert ist und immer mehr den Gesetzen des Marktes unterworfen wird. PatientInnen werden zu KundInnen, Spitäler arbeiten unter dem Druck der Konkurrenz gegeneinander statt miteinander und grosse Spitalunternehmen müssen für die Aktionäre hohe Renditen erwirtschaften. Es rücken also ganz andere Zielsetzungen in den Vordergrund als das Wohl der PatientInnen.
Am 21. Mai können wir bei der geplanten Umwandlung des Kantonsspitals Winterthur und der Psychiatrie Winterthur in eine AG „Stopp“ sagen. Die Umwandlung in eine AG bedeutet zwar noch nicht die vollständige Privatisierung, da die Mehrheit der Aktien vorläufig im Besitz der öffentlichen Hand bleibt. Aber nur für eine Übergangszeit. Dann ist die endgültige Privatisierung möglich und das wird von der Spitalleitung auch ziemlich offen angestrebt.
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Bezirk bzw. im Zweckverband Uster haben vor zwei Jahren Nein gesagt zur Privatisierung „unseres“ Spitals in Uster. Das war eine gute Entscheidung. Am 21. Mai müssen wir zusammen mit den Winterthurerinnen und Winterhurer ebenfalls zwei Mal Nein stimmen.
Hans Baumann, SP Dübendorf